“Pille danach“ oft einzige Rettung.
VerhütungsexpertInnen verlangen jetzt den sofortigen rezeptfreien Verkauf.
(Oktober 2009) Kondome sind offensichtlich wenig zuverlässig: Ein Drittel aller ungewollten Schwangerschaften (35%) passiert trotz Verwendung eines Kondoms. Noch häufiger kommen nur jene Frauen zum Abbruch, die gar nicht verhütet haben. Diese erschreckende Zahl präsentiert das Wiener Gynmed Ambulatorium und zeigt somit, wie groß der Unsicherheitsfaktor Kondom ist: Nach einem Abbruch geben 45% der Frauen an, sich in Zukunft auf die Pille zu verlassen - nur 4% werden auch in Zukunft auf Kondome setzen. Diese Daten wurden von Gynmed-Leiter DDr. Christian Fiala und seinem Ärzte-Team erhoben. Sie sind das Ergebnis einer mehrjährigen Studie, die der Gynäkologe mit mehr als 5000 Frauen nach einem Abbruch durchgeführt hat.
Testbedingungen entsprechen nicht der Realität
Präservative versagen meist aufgrund von unsachgemäßem Handling, denn sie erfordern eine konstant rationale Aufmerksamkeit vor, während und nach dem Geschlechtsverkehr, sagt Gynmed-Leiter Christian Fiala. „Der Sex muss anfangs unterbrochen werden, während des Verkehrs muss man vorsichtig sein, nach dem Samenerguss muss man sich sofort zurückziehen. Sexualität ist jedoch keine von der Vernunft kontrollierte Handlung.“ Ein gerissenes oder abgerutschtes Kondom ist aber nicht nur ein absoluter Stimmungskiller, es erfordert auch die rasche Einnahme der „Pille danach“ als wirksame Notfallverhütung.
„Pille danach“ oft einzige Rettung
Unter dem Eindruck dieser alarmierenden Studie fordert Fiala nun, dass die - mittlerweile auch von Bundesminister Stöger überlegte - rezeptfreie Abgabe der Pille danach" so rasch wie möglich umgesetzt wird, wie das in den meisten westeuropäischen Ländern bereits seit vielen Jahren der Fall ist. “Neue Studien zeigen, dass die 'Pille danach' den Eisprung verzögert oder verhindert. Somit kann keine Befruchtung stattfinden. Wichtig ist dabei, sie so schnell wie möglich einzunehmen“, klärt Gynmed-Leiter Fiala auf. Neben der hohen Wirksamkeit ist ein weiterer Vorteil, dass die „Pille danach“ kaum Nebenwirkungen hat: sie enthält ein einziges Gestagen/Gelbkörperhormon und ist sehr gut verträglich. Aus diesen Gründen wurde sie bereits in 14 europäischen Ländern rezeptfrei gestellt und von der WHO in die Liste der wichtigsten Medikamente aufgenommen. Magª. Petra Schweiger, Gesundheitspsychologin im Frauengesundheitszentrum ISIS/Salzburg empfiehlt: “Bis die 'Pille danach' rezeptfrei erhältlich ist, sollen Frauen und Männer, die mit Kondom verhüten, sich vorsorglich ein Rezept von ihrem Arzt/ihrer Ärztin besorgen und das Präparat in der Hausapotheke griffbereit haben, denn im Notfall drängt die Zeit: je schneller die „Pille danach“ eingenommen wird, umso zuverlässiger wirkt sie.“
Eine Zusammenfassung zur „Pille danach“ der WHO: siehe Factsheet [pdf]
(Zwei Monate nach der Aussendung dieser Studie wurde die „Pille danach“ in Österreich rezeptfrei gestellt: siehe Zeitungsartikel.)