(Wien, 25.9.13, PUR) Österreich ist europaweiter Spitzenreiter bei Schwangerschaftsabbrüchen und eines der wenigen Länder in Westeuropa, wo Verhütungsmittel nicht auf Krankenschein zu bekommen sind. Das muss sich jetzt ändern, denn "wirksame Verhütung darf keine Frage des Einkommens sein", fordert der Gynäkologe Dr.Christian Fiala vom Gynmed Ambulatorium. "Verhütungsmittel auf Krankenschein", das fordert nun erstmals auch ein parteiübergreifendes Jungendbündnis aus Jungen Grünen, der Sozialistischen Jugend und sowie der Bundesjugendvertretung kurz vor den Nationalratswahlen.
Österreichs Paare möchten wirksam und kostengünstig verhüten
Fälle wie jener der Wiener Abtreibungsärztin, die nun mit Berufsverbot belegt wurde, weil sie zahlreiche Frauen schwer verletzt hat zeigen: Schwangerschaftsabbruch und Verhütung müssen staatliche Leistungen sein. In Westeuropa ist es selbstverständlicher Standard, dass Verhütungsmittel von den Krankenkassen bezahlt werden, zumindest für Frauen mit niedrigem Einkommen und für Jugendliche. Auch der "Österreichische Verhütungsreport 2012" offenbart, dass die Kostenfrage das Verhütungsverhalten beeinflusst: Im Fall einer Kostenübernahme würden 50% aller Befragten auf ein anderes und wirksameres Verhütungsmittel wechseln.
Jungend ist sich in Österreich einig
Erstmals fordert nun ein breites Bündnis österreichischer Jungendorganisationen Verhütungsmittel auf Krankenschein. Marina Hanke, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Wien, möchte die Abgabe von Verhütungsmitteln in Schulen und Familienberatungsstellen: "Besonders jungen Menschen muss es ermöglicht werden, selbstbestimmt mit ihrem Körper umzugehen! Die politisch Verantwortlichen sind hier schon lange gefordert, der Realität ins Auge zu blicken: Jugendliche leben Sexualität und haben ein Recht auf Sicherheit." Und Laura Schoch, Vorsitzende der überparteilichen Bundesjugendvertretung, der etwa auch die Katholische Jugend angehört, fordert einen zeitgemäßen Aufklärungsunterricht in Schulen, "um Mädchen zu vermitteln, dass sie über ihre Sexualität bestimmen können und Burschen, dass sie schon früh lernen, Mädchen und Frauen zu respektieren – der Fokus muss auf einer gleichberechtigten Sexualität liegen.“ Diana Witzani, Bundessprecherin der Jungen Grünen bekräftigt: "Die hohe Zahl ungewollter Schwangerschaften in Österreich zeigt, dass noch viel bessere Aufklärungsarbeit geleistet werden muss und gerade junge Menschen einen leichten Zugang zu passender Verhütung erhalten müssen. Verhütungsmittel müssen besonders für junge Menschen frei zugänglich sein.
Der Weltverhütungstag
Der Weltverhütungstag am 26. September ist eine internationale Initiative und macht auf die vielen Millionen ungewollten Schwangerschaften aufmerksam. Vor allem schärft er das Bewusstsein für Sexualaufklärung und Verhütung ungewollter Schwangerschaften. Der Weltverhütungstag wird daher gemeinsam von elf internationalen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sowie wissenschaftlichen und medizinischen Organisationen unterstützt, die sich dem Schutz der sexuellen und reproduktiven Gesundheit verschrieben haben.
Laura Schoch, Vorsitzende Bundesjugendvertretung
www.jugendvertretung.at
"Ist es Jungendlichen unangenehm über Sexualität zu sprechen?"
"Wann hat es zuletzt neue Unterrichtsmaterialen zum Thema Aufklärung gegeben?"
Marina Hanke, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Wien
www.sj-wien.at
"Warum sollten Verhütungsmittel gratis erhältlich sein?"
Diana Witzani, Bundessprecherin Junge Grüne
Video: www.youtube.com...
Homepage-Artikel: junge-gruene.at/blog...
"Warum ist ihnen auch Anonymität in diesem Zusammenhang so wichtig?"
"Was halten Sie von der Art wie Aufklärungsunterricht heute in Österreich stattfindet?"
DDr. Christian Fiala, Leiter Gynmed Ambulatorium Wien:
Prävention verbessern
Die Anwendung von sehr wirksamen Verhütungsmethoden muss in Österreich forciert werden. Das könnte durch Präventionsmaßnahmen, wie Informationskampagnen und
eine Kostenübernahme geschehen. Studien zeigen, dass sich Frauen bei Übernahme der Kosten für die wirksameren Langzeitmethoden entscheiden (Spirale, Sterilisation). Diese sind zwar langfristig günstig, es kommt aber initial hohe Kosten, die Frauen häufig nicht tragen können.
Österreich ist Schlusslicht
Österreich ist gemeinsam mit einigen Ost-Europäischen Staaten eines der letzten Länder in denen jede Frau/ jedes Paar selbst dafür aufkommen muss. Und gerade die wirksamsten Methoden sind in Österreich am teuersten im Vergleich zu anderen Ländern, wie eine aktuelle Studie der deutschen Familienplanungsgesellschaft Pro Familia ergab. Nicht nur Verhütung, sondern auch Schwangerschaftsabbruch wird in allen Ländern in Westeuropa, in denen dieser legal ist, ermäßigt oder kostenlos angeboten. In Frankreich wurde die Kostenübernahme vor kurzem verbessert: nun werden die Kosten für alle Frauen für einen Abbruch vollständig von der Krankenkasse übernommen, bisher wurden 70-80% bezahlt, bzw. nur für Sozialhilfeempfängerinnen die vollen Kosten. Damit löst der neu gewählte Präsidenten ein Wahlversprechen ein.
www.muvs.org
"Warum sind frei und günstig erhältliche Verhütungsmittel für jugendliche besonders wichtig?"
"Warum gibt es in Österreich so viele Schwangerschaftsabbrüche?"
Länder in denen Verhütungsmittel für alle entweder kostenlos oder zumindest vergünstigt sind | Länder in denen die Verhütung für Frauen in bestimmten Lebenssituationen kostenlos sind, z.B. Jugendliche oder sozial Bedürftige |
Belgien, Dänemark, Estland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Holland, Portugal, Slowenien, Spanien | Deutschland, Finnland, Italien, Luxemburg, Polen, Rumänien, Schweden, Ungarn |
Quelle: „European Standards on Subsidizing Contraceptives“, Center for Reproductive Rights www.reproductiverights.org
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