Women on Waves Guatemala

Tagesberichte von Christian Fiala
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23. Februar um 16:06

Gestern kam das Schiff von 'Women on Waves' in Guatemala an. Damit werden ungewollt schwangere Frauen die nächsten Tage vor der Küste in internationalen Gewässern einen legalen Abbruch machen können. Die Hotline wurde publiziert. In 2 Stunden findet eine Pressekonferenz statt. Dann werden wir sehen, wieviele Frauen anrufen und wie die Politik reagiert. Jedenfalls sind alle Aktivisten bereit. Jeder weiss was er/sie zu tun hat. Und vo allem die Leute aus Guatemala sind sehr gespannt.

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23. Februar um 20:11
Update aus Guatemala: das Schiff von 'Women on Waves' kam gestern an und ist im Hafen. Um 11 Uhr Ortszeit begann heute die Pressekonferenz mit großem Interesse im Hafen. Nach einer halben Stunde wurde diese jedoch vom Hafenmeister beendet mit Hilfe eines Priesters. Ferner wurde der Zugang zu dem Schiff gesperrt. Deshalb wurden die Journalisten mit einem Beiboot zum Boot von 'Women on Waves' gebracht.

23. Februar um 21:24

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Jetzt hat das Militär eine Presseerklärung herausgegeben. Sie wollen verhindern dass in Guatemala Abtreibungen durchgeführt werden, was sowieso nicht geplant war. Und sie werden alles beobachten. Deshalb wurde ein Militärschiff abgestellt, zur Beobachtung! Frauenrechtsaktivisten werden also mit militärischen Mitteln davon abgehalten sich für die Gesundheit und das Leben von Frauen einzusetzen. Seither kreist es um das Booten von 'Women on Waves' . Gleichzeitig behauptet das Militär das Boot von WoW wäre noch in internationalen Gewässern, obwohl es seit gestern im Hafen liegt. Aber es gibt auch positive Nachrichten. So hat das Parlament entschieden wegen dem Boot von wow nicht zu intervenieren.

23. Februar um 21:56
Der aktuellste Bericht vom Abtreibungsschiff von 'Women on Waves' in Guatemala 14:50 Lokalzeit: www.womenonwaves.org/...

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24. Februar um 05:51

Donnerstag 23.2.: wir haben unser Ziel erreicht, das ganze Land diskutiert über Abtreibung und es haben sehr viele Frauen die eigens eingerichtete Hotline angerufen. Am Nachmittag hat die Polizei das Boot abgeriegelt und es durfte niemand mehr auf das Boot. Wir mussten stundenlang vor dem verschlossenen Tor warten. Ein ganzes Rudel Beamte, Polizei und Militär sind dann auf's Boot und haben versucht Rebecca Gomperts zum Auslaufen zu bewegen - gleichzeitig hat das Verteidigungsministerium in der Hauptstadt eigens eine Pressekonferenz wegen dem Abtreibungsschiff abgehalten. Danach haben sich zahlreiche Journalisten ein Flugzeug gemietet und sind in die Küstenstadt San Jose geflogen, um mit die MitarbeiterInnen vor Ort zu sprechen. Das Ergebnis ist, dass jetzt wirklich alle Medien über das Thema berichten. Es war das Thema in den Abendsendungen, welche wir uns gemeinsam angesehen haben. Was wir noch nicht wissen ist, wie es morgen weitergeht. Werden wir mit Frauen an Bord auslaufen können? Erschöpft haben wir am Abend das leere Restaurant verlassen, welches wir am Morgen so hoffnungsvoll für die Pressekonferenz betreten hatten.

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24. Februar um 17:54

Freitag 24.2., ein neuer Tag und neue Aufregung: in der Nacht gab es eine positive Überraschung. Um 1 Uhr kam eine Richterin auf das Boot, um sich zu vergewissern, dass Leute illegalerweise festgehalten werden. Die Crew und Rebecca haben dies bestätigt und im Detail beschrieben. Woraufhin die Richterin noch in der Nacht eine Beschwerde gegen die Regierung ausgestellt hat. Wir werden sehen, ob die durchgeht. Dann könnten wir unsere Aktion fortsetzen. Am Morgen rief uns dann der Eigentümer des Hauses an, in welchem das ganze Team von etwa 30 Personen untergebracht ist. Er war von den falschen Vorwürfen des Verteidigungsministeriums beunruhigt und drohte uns an wir müssten das Haus verlassen. Nachdem er sich jedoch selbst von der vollkommenen Rechtmäßigkeit der Aktion überzeugt hat war diese Sorge auch geklärt.

Das Schiff wird weiterhin rechtswidrig im Hafen festgehalten, die Crew darf nur unter Bewachung an Land zum Duschen und niemand darf auf Besuch auf das Boot. Die Rechtsanwältin hat deswegen eine Klage gegen die Regierung eingereicht.

Inzwischen rufen weiterhin verzweifelte Frauen an, die einen Abbruch möchten, denen wir aber im Moment nicht helfen können. Und es findet eine noch nie dagewesene landesweite Solidarisierung für das Recht auf Abtreibung statt.

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25. Februar um 04:55
24.2., 21 Uhr Lokalzeit: Der 2. Tag der Aktion in Guatemala geht zu Ende und es fühlt sich an, als sei eine Woche vergangen. Auch heute haben wieder viel mehr Frauen angerufen, als wir helfen können. Frauen, die wegen einer ungewollten Schwangerschaft verzweifelt sind, weil ihre Regierung ihnen jede Hilfe verweigert und sie gezwungen sind einen illegalen Abbruch mit allen Risiken auf sich zu nehmen. Aber es haben sich auch viele Menschen spontan gemeldet und ihre Hilfe angeboten. - Vielsagend sind die Titel einer Tageszeitung von heute: "Das Angebot einer Abtreibung auf offener See setzt eine Diskussion in Gang". Aber genau das will die Regierung offenbar nicht, "Das Militär wird Frauen daran hindern an Bord zu gehen - kostenlose Abtreibung auf dem Schiff abgelehnt - Hilfsorganisation benützt die Müttersterblichkeit als Rechtfertigung für die Abgabe der Abtreibungspille" Die hohe Müttersterblichkeit als Folge des Verbotes der Abtreibung wird also nicht nur bestätigt, sondern die Regierung will 'Women on Waves' gezielt daran hindern diese zu senken.

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Das bedeutet nichts anderes als das die Regierung die Gesundheit und das Leben von Frauen mit dem Abtreibungsverbot bewusst gefährdet und die fürchterlichen Konsequenzen bewusst in Kauf nimmt. Diese Entscheidung geht hier in Guatemala von ganz oben: "Der Präsident fordert die Ausweisung und die Armee sagt, dass sie das Schiff auf der Heimfahrt begleitet." Weil das Schiff und die Aktion sich jedoch an alle Gesetze gehalten hat und dies auch weiterhin plant, gibt es keinen juristischen Grund für eine Ausweisung. So wird versucht dies mittels Einschüchterung zu erreichen. Heute war der Hafen gesperrt. Niemand von 'Women on Waves' durfte diesen betreten, auch keine Journalisten, die etwas verzweifelt vor dem Eingang auf Neuigkeiten warteten. Die Schiffscrew von Women on Web durfte das Schiff nicht verlassen und nur in Begleitung mehrerer Soldaten zum Duschen und auf's Klo an Land. Ausserdem wurde ihnen eine Gefängnisstrafe angedroht, falls sie nicht sofort ausreisen würden. Ohne jedoch eine Erklärung zu geben auf welcher gesetzlichen Grundlage diese Drohung basiert.

Als entscheidender Schritt wurde heute eine gerichtliche Beschwerde gegen das Vorgehen der Behörden eingereicht (Habeas corpus). Das Urteil wird über den weiteren Verlauf entscheiden. Wann es vorliegen wird ist unklar. Es besteht allerdings die Befürchtung, dass die Regierung vorher vollendete Tatsachen schaffen will und das Boot mit Gewalt ausser Landes schafft. Morgen werden wir mehr wissen.

25. Februar um 15:55
Samstag 25, 9 Uhr Ortszeit: ein neuer Tag beginnt, der 3. in der Aktion von 'Women on Waves' in Guatemala. Die Nacht war ruhig, auch auf dem Schiff. Es liegt weiterhin im Hafen, abgeriegelt, illegalerweise. Niemand darf es verlassen und niemand darf auf das Schiff. Alle warten nun gespannt auf das Urteil des lokalen Gerichtes. Falls das Gericht der Beschwerde gegen das Vorgehen der Regierung stattgibt, dürfen wir hoffentlich endlich Frauen mit an Bord nehmen um ihnen ausserhalb des Hoheitsgebietes von Guatemala einen medikamentösen Abbruch anzubieten. Wir wissen allerdings nicht wann das Urteil kommt, heute noch oder erst nächste Woche.

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26. Februar um 7:35
Guatemala 26.2. 030: im Laufe des Nachmittags haben sich die Dinge doch recht schnell dramatisch entwickelt. Von der Klage welche jemand anderes gegen das Verhalten der Behörden eingereicht hatte gibt es immer noch kein Urteil, obwohl ein solches innerhalb von 24 Stunden vorliegen sollte. Auch haben die Behörden so getan, als ob sie unseren Rekurs gegen die Ausweisung der Schiffskcrew nicht annehmen können. Deshalb fiel die Entscheidung, das Schiff solle sobald als möglich auslaufen. Es hat sich dann jedoch aufgrund der Behörden über 6 Stunden hingezogen, bis schließlich alle Papiere für das Auslaufen ausgestellt waren. Offenbar gab es auch Pläne auf Seiten des Militärs die Crew in der Nacht zu verhaften. Deshalb haben wir bei dem Menschenrechtsombudsmann angesucht, das Schiff bis in internationale Gewässer zu eskortieren. Rebecca Gomperts und eine Rechtsanwältin sind schließlich um 22 Uhr mit einem Militärboot ausgelaufen.

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Obwohl wir die Aktion damit vorzeitig abbrechen müssen, war sie doch sehr erfolgreich. Über mehr als 2 Tage war der Schwangerschaftsabbruch das zentrale Thema in allen Medien, es haben sich sehr viele Menschen und Organisationen für eine Legalisierung ausgesprochen und es konnte auch international vermittelt werden, welches Leid und Todesfolge das Verbot des Abbruchs für Frauen hat. So wie auch bei uns früher. Europa ist erst durch die Legalisierung des Abbruchs zu einem sicheren Kontinent für Frauen geworden.

Schließlich haben die überwältigend vielen Anrufe von Frauen, die verzweifelt eine sichere Methode für einen Abbruch suchen, die Notwendigkeit unseres Einsatzes bestätigt. Diese Frauen werden von ihrer Regierung vollkommen im Stich gelassen und einem illegalen und damit gefährlichen Abbruch ausgesetzt.

Sehr berührend waren auch die vielen Hilfsanrufe von Frauen und Männern, die spontan ihre Hilfe für diese Aktion angeboten haben.

Weiteres demnächst und auf www.womenonweb.org

 

Medienberichte über "Women on Waves"

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