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Verhütungsbericht 2024

Cover Verhütungsbericht 2024 - Bedarf und Versorgung von Verhütungsmitteln in Österreich

Endlich hat die österreichische Regierung 2024 erstmals einen "Verhütungsbericht" veröffentlicht, 64 Jahre nach der Einführung der Pille. der den Bedarf und die Versorgungslage von Verhütungsmitteln in Österreich untersucht. Allerdings wurden in dem von Gesundheitsminister Rauch in Auftrag gegebenen Bericht nur Frauen nach ihrer Verhütung befragt.

Interessant sind die Ergebnisse im Vergleich zu den drei Verhütungsreports von 2012, 2015 und 2019 des Gynmed Ambulatoriums unter der Leitung von DDr. Christian Fiala. Diese waren repräsentativ unter Frauen und Männern durchgeführt worden.

Wichtige Unterschiede und Entwicklungen von 2019 bis 2024

  1. Zugang zu Verhütung und Kostenübernahme
    • Der Verhütungsreport 2019 zeigte, dass die Kosten für Verhütung nach wie vor hauptsächlich von Frauen getragen werden und forderte eine staatliche Kostenübernahme.
    • Der Verhütungsbericht 2024 bestätigt diese Problematik und zeigt, dass 50 % der Frauen die Kosten allein tragen. (allerdings wurden nur Frauen befragt) Er betont den Einfluss finanzieller Hürden auf die Wahl der Verhütungsmethode.
    • Neu ist, dass der Bericht des Sozialministeriums erstmals einen Vergleich mit anderen europäischen Ländern anstellt und Österreich im Ranking des Contraception Policy Atlas Europe als rückständig bewertet.
  2. Rückgang hormoneller Verhütungsmethoden
    • Der Gynmed-Report von 2019 dokumentierte bereits einen Trend zur Ablehnung hormoneller Verhütungsmethoden, insbesondere aufgrund von Bedenken hinsichtlich Nebenwirkungen.
    • Auch der Bericht 2024 zeigt diesen Trend und hebt hervor, dass Frauen vermehrt hormonfreie Methoden wählen. Allerdings enthält er keine Empfehlungen für bessere Alternativen.
  3. Notfallverhütung und Pille danach
    • 2019 wurde gefordert, die Pille danach kostenfrei und uneingeschränkt zugänglich zu machen.
    • 2024 wird dieser Punkt nicht weiter aufgegriffen, obwohl der Bericht bestätigt, dass Notfallverhütung für viele Frauen schwer zugänglich bleibt.
  4. Informationslage und Sexualaufklärung
    • Beide Berichte zeigen eine deutliches Defizit in der Informationslage zu Verhütungsmethoden. Bereits 2019 hat der Bericht festgestellt, dass viele Frauen unsicher über ihre Möglichkeiten sind. Dies hat sich offenbar kaum verbessert, wie der Bericht 2024 bestätigt.

Es ist sehr zu begrüßen, dass das Gesundheitsministerium endlich Daten zur Anwendung von Verhütung erhebt. Allerdings ist der Titel Verhütungsbericht irreführend, weil nur Frauen befragt wurden. Ferner ist es eine vertane Chance, die Ergebnisse nicht mit den bereits vorliegenden Daten aus den drei Verhütungsberichten von 2012, 2015 und 2019 zu vergleichen und dabei Entwicklungen aufzuzeigen. Die neue Studie greift viele Erkenntnisse auf, die Gynmed und andere bereits vor Jahren dokumentiert haben, ohne darauf Bezug zu nehmen. Leider fehlen in dem aktuellen Bericht klare politische Handlungsempfehlungen, um die bestehenden Probleme – vor allem die Kostenübernahme von Verhütung – zu lösen. Es bleibt abzuwarten, ob die österreichische Regierung diesmal tatsächlich konkrete Maßnahmen setzt – oder ob es bei einer reinen Bestandsaufnahme bleibt.

 

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